
Die wachsende Kluft zwischen Europa und den globalen Technologieführern im Bereich der künstlichen Intelligenz verursacht ernsthafte Besorgnis auf höchster politischer Ebene. Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson übte auf der Technologiekonferenz Techarena in Stockholm scharfe Kritik am aktuellen Regulierungsansatz der EU für die Entwicklung von KI-Technologien.
„Wenn wir die Situation nicht ändern, wird Europa im Vergleich zu anderen Teilen der Welt tatsächlich zu einer Art Museum“, sagte Kristersson und verwies auf den erheblichen Rückstand der europäischen Wirtschaftswachstumsraten hinter den USA und China in den letzten zwei Jahrzehnten.
Die Rede des schwedischen Ministerpräsidenten erfolgte vor dem Hintergrund großer Investitionsinitiativen globaler Akteure. Im vergangenen Monat kündigte US-Präsident Donald Trump private Investitionen in KI in Höhe von 500 Milliarden Dollar im Rahmen des Stargate-Projekts an. Als Reaktion darauf kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron die Anziehung von 109 Milliarden Euro (113,7 Milliarden Dollar) an KI-Investitionen an, einschließlich Mitteln ausländischer Investoren aus den VAE, amerikanischen und kanadischen Investmentfonds sowie den französischen Unternehmen Iliad, Orange und Thales.
Die Europäische Kommission plant ihrerseits, 200 Milliarden Euro (208,6 Milliarden Dollar) für KI-Investitionen in Europa zu mobilisieren, aber Experten weisen darauf hin, dass das Problem nicht nur in der Höhe der Finanzierung, sondern auch im regulatorischen Klima liegt.
US-Vizepräsident JD Vance kritisierte den europäischen Ansatz auf dem Paris AI Action Summit: „Um Vertrauen aufzubauen, brauchen wir internationale Regulierungsregime, die KI-Technologien fördern und nicht ersticken. Wir wollen, dass unsere europäischen Freunde diese neue Grenze mit Optimismus und nicht mit Angst betrachten.“
Besondere Besorgnis erregt das in diesem Jahr in Kraft getretene EU-Gesetz über künstliche Intelligenz (AI Act) – das erste umfassende Regelwerk zum Schutz vor KI-bezogenen Risiken. „Wir haben Unternehmen, die aufgrund der Unsicherheit in der europäischen Gesetzgebung Schwierigkeiten haben, die neuesten Technologien zu nutzen. In Europa gegründete Unternehmen ziehen wegen mangelnden Zugangs zu Kapital in die USA um. Das ist einfach inakzeptabel“, betonte der schwedische Ministerpräsident.
Nach Ansicht von Kristersson muss Europa, um im neuen geopolitischen Kontext konkurrenzfähig zu sein, zu einem Ort werden, an dem Wirtschaft und Innovation gedeihen können. Dies erfordert eine erhebliche Reduzierung der Regulierung und die Sicherstellung eines breiteren Zugangs zu Kapital und Talenten.
Experten weisen darauf hin, dass die aktuelle Situation zu einem langfristigen technologischen Rückstand Europas führen könnte, insbesondere angesichts des sich beschleunigenden globalen Wettbewerbs im Bereich KI. Ohne wesentliche Änderungen im Regulierungsansatz und erhöhte Investitionsattraktivität riskiert der europäische Technologiesektor, seine Wettbewerbsfähigkeit auf der Weltbühne zu verlieren.